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27. Oktober 1990 |
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Aus gutem Grund soll am heutigen 27. Oktober 2015 diese Zeitreise beginnen.
Doch dazu möchte ich alle gewogenen Leser dieser Zeilen in eine vergangene Epoche zurück versetzen:
Es begann schon 1987, zufällig am 27.Oktober 1987, nachdem ich bereits 1983 die Mansfelder Bergwerksbahn als Erfurter Student lieb gewonnen hatte.
Mit den vermeintlich einzig möglichen Mitteln wollte ich „dem Rest der Welt“ Informationen über die Bergwerksbahn in der Zeitschrift „Der Modelleisenbahner“ (der einzigen, in der DDR existierenden Fachzeitschrift dieses Metiers) zukommen lassen.
Das gelang leider nicht.
Foto 1: Briefumschlag von 1987
Foto 2: Brief vom „Modelleisenbahner“ vom 27.10.1987
Doch dann begann sie: die Wende.
Obwohl im Mansfeld-Kombinat „Wilhelm Pieck“ schon länger fest stand, dass voraussichtlich 1995, spätestens aber ca. im Jahre 2000 die Förderung von Kupferschiefer eingestellt werden sollte, kam die politische Wende diesem Ende zuvor.
Am 29. Dezember 1989 stellte die Bessemerei wegen der durch sie verursachten Umweltverschmutzung den Betrieb ein.
Somit waren keine Transporte mehr zwischen der August-Bebel-Hütte in Helbra und der Bessemerei in Hettstedt notwendig.
Das Haupteinsatzgebiet der Mansfelder Bergwerksbahn entfiel somit von einem Tag auf den anderen.
Die neuen Möglichkeiten des politischen Wandels und die Dynamik der Situation nutzend, begann unter der Führung von Herbert Teutsch im Mansfeld-Kombinat „Wilhelm Pieck“ am 7. April 1990 der gelegentliche Personenverkehr auf der Anschlussbahn.
Somit verkehrten unter Nutzung der frisch aufgearbeiteten und grün lackierten Dampflokomotive Nr. 10 (O&K, 1931) und dem ehemals sächsischen Personenwagen 17-01 (ex 970-377, später 0092) erstmals seit 1972 wieder planmäßig Personenzüge auf Bergwerksbahngleisen.
Das war schon eine kleine Sensation!
Ermuntert von diesen Aktivitäten trat ich erstmals im Sommer 1990 mit Herbert Teutsch in Kontakt.
Ziel war die Durchführung eines Sonderzuges mit einer Dampflokomotive vor einem Zug aus Wagen verschiedener Gattungen. Es sollte keiner der bis zum Jahre 1989 verkehrenden Rohsteinzüge sein, der ausschließlich aus Wagen der Gattungen 02 (Rohsteinwagen Bauart Gotha) oder 04 (Seitenkipper Bauart „Tito“) gebildet war.
Mit den Dampflokomotiven 9 und 11 standen neben der für die Personenzugfahrten vorgehaltenen Lokomotive Nr. 10 weitere zwei Dampfloks zu Reservezwecken bereit, die übrigens mittlerweile von der Mansfeld Transport GmbH betrieben wurden. An Lok 7 wurde bereits mit einer grundhaften Hauptuntersuchung begonnen.
Nachdem am 10. September 1990 der letzte Abstich auf der August-Bebel-Hütte in Helbra stattfand, gab es für die Dampfloks gar kein wirtschaftliches Einsatzgebiet mehr.
Nach Ausfall der V10C Nr. 33 als Rangierlok am 01.10.1990 konnte ich Lok 9 als Dieselersatz am 02. und 03.10.1990 fotografieren.
Das waren außerdem meine ersten Fotos in deutscher Einheit.
Foto 3: Lok 9 am 03.10.1990 in Helbra vor mit Kohle beladenen Rollwagen.
Foto 4: Lok 9 vor dem Lokschuppen in Helbra
Vom drohenden endgültigen Aus des Güterverkehrs auf der schmalspurigen Bergwerksbahn unter Druck beflügelt, wurde nun die Sonderzugfahrt auf Samstag, den 27. Oktober 1990 festgesetzt.
Meine erste selbst organisierte Sonderzugfahrt! Es sollte Lok 11 vor einem GmP (Güterzug mit Personenbeförderung) zum Einsatz gelangen, den es so lange Zeit nicht gab.
Auf den üblichen und im heutigen Zeitalter von Internet und elektronischen Netzwerken wurde für die Veranstaltung geworben.
Helmut Dönau organisierte die Wagen und so entstanden die nachfolgenden Bilder.
Foto 5: Erste Scheinanfahrt im Bocksthal aus Richtung Helbra. Die Strecke nach Helbra lag zu diesem Zeitpunkt noch komplett und die Loks 9 und 11 waren im Lokschuppen Helbra untergestellt.
Foto 6: Das Gleisdreieck wurde auch im heutigen Gleis 2 befahren, was damals sehr selten war. Meterhoch stehendes Unkraut und Gestrüpp behinderten die Sicht.
Foto 7: Auf dem Weg nach Hettstedt gab es einst noch keine Schonung(en). Auf der damals noch zweigleisigen „Kanonenbahn“ erkennt man im Hintergrund bereits abgestellte gedeckte Güterwagen der Baurt Gbs, die zur Verschrottung vorgesehen sind. Am 24.05.1991 wurde die Wagen mit Lokomotiven der BR 120 vom Bw Güsten abgefahren.
Foto 8: Blick auf den Sonderzug bei einem Fotohalt am heutigen Hp Eduardschacht. Die Sicht ist noch wesentlich freier und vom 10 Jahre später vom Osterhasen genutzten Birkenhain ist noch nichts zu sehen.
Foto 9: Ein Bild von der Rückfahrt auf Höhe des 2009 gefällten Pappelwaldes kurz vor dem heutigen Hp Eduardschacht. Dieses Wäldchen war eine der wenigen waldartigen Fotostellen der Bergwerksbahn.
Nach Fotos im Bocksthal mit 172 152 war die Sonderfahrt schon etwa 14:00 Uhr beendet.
Es bestand noch die Möglichkeit, den für das Mansfeld-Museum Hettstedt in Aufarbeitung befindlichen Brotwagen 0091 und die Mulde 0724 zu fotografieren.
59 glückliche Eisenbahnfans gingen anschließend wieder ihrer Wege und alle wussten, das müssen wir wiederholen!
Die nächste Güterzug-Veranstaltung für die Fotofans sollte dann im Winter 1991 stattfinden, worüber im richtigen Moment – wieder genau 25 Jahre später – berichtet werden soll.