Ein Betrag von Jürgen Loberenz (MBB) zum Doppel-Jubläum im Jahr 1999
800 Jahre Mansfelder Bergbautradition
125 Jahre Mansfelder Bergwerksbahn
Nappian und Neucke hießen die beiden Bergleute, die der Überlieferung nach im Jahre 1199 am Hettstedter Kupferberg den Bergbau und das Hüttenwesen im Mansfelder Land begründeten. Fast 800 Jahre währte der Bergbau auf Kupferschiefer, einem Erz mit nur etwa 3% Metallgehalt, wobei sich die Region um Hettstedt, Mansfeld, Eisleben und Sangerhausen zum bedeutendsten Standort der Buntmetallurgie in Deutschland entwickelte. In dieser Zeit wurden aus Mansfelder und Sangerhäuser Erz etwa 2.629.000 t Kupfer produziert. Mit insgesamt 14.213 t Silber wurde außerdem mehr Silber erzeugt, als in Erzgebirge und Harz zusammen genommen!

Im Jahre 1785 wurde auf dem König-Friedrich-Schacht bei Hettstedt die erste deutsche Dampfmaschine erbaut und in Betrieb genommen. Doch erst 70 Jahre später begann die Produktion unaufhörlich anzusteigen, wodurch schließlich der traditionelle Transport der „Schiefern“ in Pferdewagen (sogenannte Höhlwagen) von den Schächten zu den Hütten den Anforderungen nicht mehr gewachsen war. Zur Lösung des Problems wurde am 15. November 1880 eine zunächst 5 km lange Schmalspurbahn zwischen der Hettstedter Kupferkammerhütte und den bei Welfesholz liegenden Glückhilf-Schächten in Betrieb genommen. Da sich die Bahn bewährte, wurde der Bau einer 30 km langen Schmalspurbahn Eisleben—Leimbach—Hettstedt begonnen. Sie war ab 1886 in voller Länge befahrbar und verband alle größeren Schächte und Hütten sowohl untereinander als auch mit den eigens vergrößerten Staatsbahnhöfen Mansfeld (heute Klostermansfeld) und Hettstedt, wo große Umladeanlagen für Kohle, Hüttenkoks usw. errichtet wurden. Auch Personenverkehr wurde ab 1882 durchgeführt, wobei sogar doppelstöckige Wagen zum Einsatz kamen.

Durch das Abteufen neuer und das Stillegen alter Schachtanlagen veränderte sich die Bergwerksbahn ständig. Um 1925 hatte sie mit etwa 50 km Streckenlänge ihre größte Ausdehnung erreicht, wobei sieben Schächte und sechs Hüttenbetriebe angeschlossen waren. Der Bestand an Fahrzeugen umfasste zu dieser Zeit 30 Dampflokomotiven, über 30 Personenwagen, und mehr als 700 Güterwagen. Nach dem II. Weltkrieg, insbesondere in den 1950er und frühen 60er Jahren, wurde die Bahn umfassend modernisiert, um die steigenden Transportmengen bewältigen zu können. Mit bis zu 6000 t Erz und etwa 4000 t sonstige Güter pro Werktag wurden – für eine Schmalspurbahn mit 750 mm Spurweite – gewaltige Transportleistungen erbracht. Hinzu kamen noch 52 Personenzüge des Berufsverkehrs. Mit der beginnenden Erschöpfung der Erzvorräte zeichnete sich aber bereits der Niedergang des Mansfelder Bergbaus und damit auch der Bergwerksbahn ab. Bis 1969 wurden alle Mansfelder Schächte geschlossen. Nach 1972 diente die auf weniger als 20 km geschrumpfte Bahn nur noch dem Transport von Zwischenprodukten in und zwischen den zwei verbliebenen Hütten „Fritz Beyling“ in Hettstedt und „August-Bebel“ in Helbra. Mit der Schließung dieser Hütten am 29.12.1989 und am 10.10.1990 endete der reguläre Güterverkehr auf der Mansfelder Bergwerksbahn. Unermüdlichen Werksbahn-Angehörigen und Vereinsmitgliedern ist es zu verdanken, dass seit 1990 wieder öffentliche Personenzüge auf der Bergwerksbahn fahren und ein großer Teil der Bahnanlagen vor dem Abriss bewahrt wurde. Tradition verpflichtet: Die Mansfelder Bergwerksbahn ist nicht nur ein lebendiger Bestandteil der 800-jährigen Geschichte von Bergbau und Hüttenwesen im Mansfelder Land, sondern auch die älteste betriebsfähige Schmalspurbahn in Deutschland!

Unsere Ziele
Das Ziel des 1991 gegründeten Vereins ist es deshalb, die Bahn mit ihren Gleisanlagen, Bauten und Fahrzeugen möglichst in ihrer Gesamtheit zu bewahren und dem allgemeinen Publikum zugänglich und im wahrsten Sinne des Wortes „erfahrbar“ zu machen. Mit der aufwendigen Sanierung von mehreren Brücken, Fahrzeugen, dem Stationsgebäude Bocksthal und Teilen der Gleisanlagen wurden bereits wichtige Etappenziele erreicht. Der wohl spektakulärste Erfolg des Vereins war die Aufarbeitung und Wiederinbetriebnahme der Schlepptenderlok „Nr. 20“. Bei der Unterstützung unserer Arbeit sind uns selbstverständlich Spenden und weitere Mitstreiter jederzeit sehr willkommen!