Mitteldeutsche Zeitung 2001
back Mitteldeutsche Zeitung Von Hans-Joachim Paduch
15.11.2001, 18:13

Mansfelder Bergwerksbahn: In zehn Jahren mehr als 100 000 Fahrgäste

Fest steht: Ohne die Mitglieder des Mansfelder Bergwerksbahnvereins gäbe es die zwischen Benndorf und dem Hettstedter Eduard-Schacht verkehrende Museumsbahn nicht mehr. Sie ist übrigens die älteste noch betriebsfähige ihrer Art in ganz Deutschland. Und mit ihr wäre auch ein wichtiges Stück Mansfelder Identität und historischer Dampftradition verloren gegangen.

Glücklicherweise haben die derzeit 81 Mitglieder des Vereins jenes Erbe angetreten, das Herbert Teutsch als Geschäftsführer der Mansfeld Transport GmbH nach 1990 mit den ersten Personenfahrten begründet hatte. Neben dem jetzigen Vereinsvorsitzenden Thomas Fischer waren es weitere 15 von Dampfeisenbahnen Begeisterte, die sich am 16. November 1991 zur Vereinsgründung zusammenfanden. Mit dabei unter anderem Gerhard Kellner (Geschäftsführer der Malowa GmbH), Herbert Teutsch (heute Geschäftsführer der Kreisbahn Mansfelder Land), Jürgen Loberenz (erster Anschlussbahnleiter), Günter Dehne (Waggonbau Ammendorf) und Helmut Dönau (Wagenschlosser).

Fischer war der erste, der sein Herz an die Bergwerksbahn verlor. Er unterstützte Teutsch bei der Organisation der ersten Fahrten, übrigens mit einer grün gestrichenen Dampflok und einem als Personenwagen umgebauten Bauwagen, nachdem am 7. Oktober 1990 der Bahnbetrieb eingestellt worden ist. 1991/92 erfolgte dann der Rückbau der Gleise von Helbra bis zum Bockstal und im Schmalzgrund Hettstedt. Loberenz hat sich ungemein dafür engagiert, dass die Strecke zwischen Malowa und Eduardschacht erhalten und die Abzweigung Weißes Tal erhalten blieben.

Teutsch hat sich dann aus dem Schmalspurbetrieb zurückgezogen. Damit war der Verein gefordert. Anfängliche Fahrten mit verschiedenen Original-Güterzügen haben sich zunehmend zugunsten von Personenfahrten verschoben. "Wir haben es als oberste Priorität gesehen, Personenwagen aufzubauen" erklärte Fischer.

"Glücklicherweise sind nicht alle verschrottet, sondern auch einige verkauft worden. Von den derzeit sechs Wagen haben fünf als Laube in Kleingärten gestanden." Sie wurden im Verlaufe der Jahre in mühevoller Arbeit in unzähligen Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder und mit Unterstützung der Malowa Bahnwerkstatt GmbH wieder originalgetreu aufgebaut. "Denn wir wollen ein Stück Geschichte bewahren", so Fischer.

Mit Erfolg. Mittlerweile wurden mehr als 104 000 Fahrgäste gezählt. Neben zwei Dampf- und einer Diesellok, die von der Malowa gemietet sind, verfügt der Verein seit vergangenem Jahr über eine eigene Lok. Die schrottreife Schlepptenderlok wurde in einer spektakulären Aktion von Finnland nach Benndorf gebracht. Nach mehrjähriger Arbeit konnte sie im Mai 2000 nach erfolgreicher Abnahme in Betrieb genommen werden.

Inzwischen hat der Verein die neun Kilometer lange Strecke von Benndorf nach Hettstedt erworben, mit Hilfe von Fördermitteln und Spenden die Gleise und die Mehrzahl der sieben Brücken saniert und neue Bahnsteige gebaut. Seit November 1999 sitzt der Verein in den ehemaligen Diensträumen der Bahn AG im Bahnhof Klostermansfeld, da der Raum in der Malowa einfach zu klein wurde. "Wir wollen den Bahnhof kaufen und warten seit sechs Monaten auf ein Angebot der Bahn AG", sagte Fischer. Der Bahnhof biete wesentlich bessere Voraussetzungen für die Organisation der Höhepunkte wie Dampfspektakel, Nikolausfahrten oder Fahrten für Kindergärten, Vereine und andere Gruppen.